Wenn etwas billig ist in Rußland – und auch in der Ukraine – dann sind es Alkohol und Tabakwaren. Für umgerechnet 35 Cent kann man in Rußland bereits einigermaßen Rauchbares erstehen und Wodka gibt es bereits ab umgerechnet einem Euro. Allerdings ist da die Qualität mehr als fraglich. Im Parlament Rußlands, der Staatsduma, gab es sogar einige Abgeordnete, die sich nicht entblödeten vorzuschlagen staatssubventionierten Billig-Wodka herstellen zu lassen, um dem anwachsenden Problem des Alkoholtodes infolge vermehrten Genusses von Mondscheinbrand entgegenzutreten. Einige Kreise hatten sich für diesen Fall wohl schon den Umstieg von der „Dunklen Seite der Macht“ in das grelle Licht des Tages zurechtgelegt. Dann wurde aber doch nichts daraus und so feiert der Mondscheinbrand mit der Hinterhofherkunft weiter fröhliche Urstände, nur hört man weniger in den Medien davon. Auch so kann man Alkoholprobleme der Bevölkerung lösen.
Es ist kein Geheimnis, daß ein Großteil der Tabak- und Alkoholwaren in Rußland und der Ukraine aus dunklen Quellen stammt. Schätzungen gehen in Rußland von einem Anteil von bis zu 70 % illegaler Zigaretten am einheimischen Markt aus. Diese „heimische Fertigung“ ist ebenso ein weiterhin bestehendes Problem wie wie die allerorts aufzufindenden Raubkopien von Musik- und Programm-CDs.
Gut verborgen hinter den Toren sog. „geschlossener Fabriken“, die sich in früheren Zeiten der Rüstungsproduktion widmeten und heute ihre verwaisten Produktionshallen gewinnbringend an „besondere Mieter“ überlassen, findet man heute auch immer noch komplette Produktionshallen in denen die neueste Version von WINDOWS Vista oder die neuesten Kinohits in Massenauflage hergestellt werden.
In anderen Hallen wird fröhlich Alkohol abgefüllt, etikettiert und verpackt. Selbst die Steuerbanderolen werden nicht vergessen. Wo die herkommen bleibt ebenso ein Geheimnis wie die Herkunft des abgefüllten Alkohols. Alles in allem ein einträgliches Business und die strikte Organisation der Produktion wäre ein Musterbeispiel für so manchen anderen Betrieb.
Die so „optimierten“ Betriebe verfügen nicht nur über eine hervorragende Produktionsorganisation inklusive Supply-Chain-Management und Vertrieb, sondern darüber hinaus auch über einen außerordentlich effektiven „Werksschutz“, der, gekleidet in Tarnanzüge und Gesichtsmasken, und versehen mit der Standardwaffe AK 47, im Westen besser bekannt als „Kalaschnikow“, sich jedes unliebsamen Störers vorzeitig entledigt. Dazu zählen u.a. auch solche „Störer“ wie Polizei oder Steuerbehörden, Staat im Staate, gestützt durch viel viel Geld und Einfluß.
Bevor sich nun mancher in Deutschland erhaben mit dem „ich habe es ja gewußt“ zurücklehnt, sei daran erinnert, daß manch ein deutscher Zeitgenosse seinen Bedarf am Zigaretten bei seinem „Vietnamesen seines geringsten Mißtrauens“ stillt. Dabei versorgt er, wissentlich oder unwissentlich, auch die in der Ukraine und Rußland agierende Zigarettenmafia mit. Nimmt sich unser deutscher Konsument, der es vorzieht Minister Steinbrück aus welchen Gründen auch immer zu umgehen, einmal die Zeit und schaut sich seine Tabakwarenneuerwerbung einmal genauer an, dann wird er desöfteren auf kyrillische Zeichen russischen oder ukrainischen Ursprungs stoßen. Und wo die nur wieder herkommen mögen? Fragen über Fragen.
In dem Sinne gehe ich mir erst mal eine anzünden. Schönes Wochenende zusammen. Morgen geht es auf die Krim und was ich da erlebe, lest Ihr demnächst wieder hier.
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